Biografie Ausstellungen Katalog/Werksverzeichnis über Edmond (und von ihm Galerie Impressum
über und von edmond

Winterswiyk, den 29.6.00

Liebe Freundinnen und Freunde, Betrachterinnen und Betrachter, Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber!

Es gibt sicher viele Gründe, ein Buch zu machen oder nicht zu machen.

Wie so viele Zeitgenossen habe auch ich das Bedürfnis, mich mitzuteilen. Meine Bilder sind durchweg eine Aufforderungzur Zwischenmenschlichkeit und zur Kommunikation, derer ich beiliebe selbst nicht immer fähig bin.

So die vielen erkennbaren, oder unbekannt geheimnisvollen Zeichen und Symbole, auch meine immer wiederkehrende unlesbare Schrift, die ich aus meiner Erinnerung an die wunderschöne Korinthschrift meiner Großmutter im Kopf habe und sie als kalligraphisches Stilmittelgerne verwende. Aber unlesbar auch deshalb, weil ich den Betrachter nicht zum Konsumenten degradieren möchte, sondern ihn auffordere, sich seine eigene Poesie oder Briefe (Liebeserklärungen) zu ersinnen.

Es gibt weiss Gott wunderschöne Gedichte, von Goethe bis Jaques Prevert zu Gottfried Benn, aber mein Bild wäre dann zu fertig, liesse dem Betrachter nicht genug Freiraum zur eigenen Interpretation, denn nicht nur laut Joseph Beuys sind wir alle Künstler.

Also lade ich Sie ein in meinen Bildern mit ihrer Tiefe und Weite der Farben zu leben und zu träumen.

"Lebens(t)räume"

Alles Liebe
Edmond Dembinski




...vor dem Eingang zu Atelier in Winterswiyk



Sehr geehrte Museumsbesucher, liebe Kunstfreunde,
auf der Umschlagseite symbolisiert geheimnisvoll unleserliche Schrift die Zwillingstürme in ihrer Endlichkeit am 11. September 2001. Wie schnell und grausam auch das vermeintlich Dauerhafte sein Ende finden kann, wurde uns mit der dargestellten Zerstörung brutal bewusst gemacht. Weil wir genau wissen, dass das menschliche Leben begrenzt ist, streben wir umso mehr danach, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Der Architekt plant und berechnet ein bedeutendes Bauwerk wie das World Trade Center, der Literat schreibt einen Bestseller, der Musiker komponiert einen Evergreen und der Künstler malt bewundernswerte Bilder oder modelliert ausdruckstarke Plastiken....− immer zum Nutzen und zur Freude der Menschen in Gegenwart und Zukunft.

Welche Gedanken müssen den Künstler Edmond Dembinski bewegt haben, der in steter Auseinandersetzung mit zeitgenössischen, gesellschaftskritischen und auch menschlich-elementaren Themen mit Sicherheit Parallelen zu seinem eigenen Werk gezogen hat, wenn er hierfür den Titel "Prinzip Hoffnung II" wählte? (Dabei steht die II nicht für eine sekundäre Hoffnung, sondern bezeichnet numerisch das Bild innerhalb eines Zyklus.)

Eher beiläufig, in der ihm eigenen Bescheidenheit, hat Edmond Dembinski davon gesprochen, wie schön er es fände, wenn seine Arbeiten nicht nur in privaten Sammlungen und bei Firmen die Räume verschönen, sondern als Gesamtwerk allen Kunstinteressierten zugänglich wären. Wurde dieser Traum, als anerkannter Künstler in einem bedeutenden Museum mit Werken vertreten zu sein, zu einer schwindenden Hoffnung?

"Spuren hinterlassen" hat Edmond Dembinski das Ergebnis einer Performance, bei der er Autoreifen über aquarelliertes Büttenpapier rollte, betitelt und als Erinnerung an die Natur − Fährtenleser − den Abdruck einer Bärentatze in eine Ecke gesetzt. Weitere kleine Originale sowie eine Grafik mit diesem Titel lassen erkennen, wie sehr ihn dieses Thema beschäftigte. Hat er auch dabei daran gedacht, mit seinem künstlerischen Werk Spuren zu hinterlassen? Wahrscheinlich ist das, denn er liebte und nutzte die sprachlichen Möglichkeiten der multiplen Deutungen − auch als Hinweis auf die Mehrschichtigkeit und tiefere Bedeutung seiner Bilder.

Tiefe Betroffenheit und ein unwirkliches Nicht−begreifen−können erfasste die vielen Freunde, Bekannte, Künstlerkollegen und Geschäftspartner bei der Nachricht seines Todes im November 2002. Es fiel schwer über Edmond Dembinski in der Vergangenheit zu sprechen, die zahlreichen fröhlichen, komischen und auch chaotischen Geschichten seines außergewöhnlichen Lebens, ließen sich nicht in die sprachliche Abgeschlossenheit des Perfekt bringen, denn Edmond Dembinski ist überaus präsent − in seinen künstlerischen Arbeiten, aber auch als Mensch, weil er jeden, der ihm offen begegnete, emotional berührt hat.

Schon wenige Monate nach seinem Tod, nahm sein leise ausgesprochener Wunsch für die Menschen, die ihm nahe standen, die Form eines Auftrages an. Im Sommer 2003 gründete sich der Förderverein "pour edmond", der es sich zunächst zur Aufgabe machte, eine repräsentative Sammlung seines Schaffens zusammenzustellen. Seine Lebensgefährtin, Karla Flore, sichtete den künstlerischen Nachlass und erwarb zusätzlich Frühwerke, um einen repräsentativen Querschnitt aus den Jahren 1979 − 2002 zu erhalten. Sie kümmerte sich um die museumsgerechte Rahmung und stellte die Sammlung dem Verein als Leihgabe zur Verfügung, so dass die erste Retrospektive mit Originalen von Edmond Dembinski an seinem ersten Todestag eröffnet wurde. Einen Überblick über sein grafisches Werk konnte der Verein, der mittlerweile über 45 Mitglieder zählt, am zweiten Todestag im November 2004 zeigen. Der Westdeutsche Rundfunk hat diese Aktivitäten mit einem Kurzfilm gewürdigt, der anlässlich der ersten Retrospektive ausgestrahlt wurde. Nachdem eine stattliche Sammlung mit rund 90 Bildern, einigen Plastiken und Skulpturen sowie einer kleinen Foto− und Zeitungsdokumentation zusammen getragen war, galt es, seinen Traum weiter zu träumen und den Weg in die Museen zu öffnen.

Das Museum Ludwig in Saarlouis ist die erste Station auf einem hoffentlich erfolgreichen Streifzug durch die Museenlandschaft mit dem Ziel, das Leben und Werk von Edmond Dembinski allen Interessierten zugänglich zu machen. Der Förderverein "pour edmond" begreift sich nicht als Selbstdarsteller in Sachen Kunst, sondern möchte einem bemerkenswerten Künstler den Platz einräumen, der ihm − nicht nur nach der Meinung der Mitglieder − gebührt und wohin ihn seine Künstlerkarriere ohne den allzu frühen Tod wahrscheinlich geführt hätte. Ohne Entwicklungen vorwegzunehmen, stellt sich der Verein vor, dass möglicherweise ein Museum oder eine Stiftung dauerhaft für die künstlerische Präsentation von Edmond Dembinski's Werken verantwortlich sein möchte, womit "pour edmond" sein Ziel erreicht hätte und sich auflösen könnte. Wunschtraum oder "Prinzip Hoffnung"? Lassen wir uns überraschen!

Edmond Dembinski hat zweifellos seine "Spuren hinterlassen", bei den Zeitgenossen, die ihn kannten ebenso wie bei den Verehrern seiner Kunst. Dies bezieht sich nicht nur auf den Menschen Edmond Dembinski, der mit dem Künstler untrennbar verbunden war, sondern in besonderem Maße auf seine Arbeiten. Wer mit seinen Bildern lebt, sie täglich um sich hat, spürt ihre einzigartige Ausstrahlung, fühlt, wie sie beruhigende Wärme und Fröhlichkeit verbreiten, die wiederum hilft, die Relationen in unserem Leben richtig zu setzen. Auch nach Jahren wird die Beschäftigung mit seinen Bildern nicht langweilig, wir erkennen immer wieder neue Einzelheiten und werden von seiner wunderschönen stilisierten Schrift angeregt, unsere eigenen Gedanken in die Darstellung zu projizieren.

Lassen auch Sie sich darauf ein und erfahren Sie, was Edmond Dembinski in Ihnen weckt!

Ursel Regele



Lebens(t)räume

Buch und Grafikserie "Lebens(t)räume" entstanden 2001/2002. Mit dem Buch erfüllte sich Edmond Dembinski tatsächlich einen Wunschtraum: Nach der Veröffentlichung einiger Bücher, die einen Überblick über eine Schaffensperiode geben sollten, als Werbematerial für die Galerien dienten und bei größeren Bestellungen gerne als gewidmete Beigabe Verwendung fanden, wollte er seine Kunst und seine Auffassung davon anders präsentieren. Der stereotype Aufbau seiner bisherigen Bücher mit Vita, einigen Atelierfotos, dem zwingenden Vorwort eines Kunsthistorikers und der anschließenden unkommentierten Ablichtung seiner Bilder, war ihm zu wenig und entsprach nicht seiner Auffassung von Kunst. Edmond Dembinski träumte von einem Kunst−Lesebuch, einem Buch, das der Betrachter nicht nur einmal durchblättert und dann in den Schrank stellt, weil es sich dort so gut ausnimmt − nein, er wollte einen Schmöker, der immer wieder aus dem Regal genommen wird, in den man sich vertiefen kann, der Nachschlagewerk ist und mehr über den Künstler und sein Leben erzählt. Wie stets hat er den Anspruch, den er an sich und seine Arbeit stellt, sehr hoch angesetzt.

Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Lebensgefährtin Karla Flore entstand ein wunderschönes Buch, das sich nicht nur in Umfang und Material von den bisherigen Büchern unterschied. Liebevolle Details wie Lesezeichen, Schutzhülle, Bildausschnitt auf dem Buchumschlag und der Schutzhülle, Titel und Autor in handschriftlichen Lettern, aufklappbare Seiten und transparente Fotografien heben dieses Buch deutlich aus dem Sammelsurium der Bildkataloge heraus. Ein handgeschriebener Brief, mit dem sich Edmond Dembinski direkt an den Leser wendet, steckt in einem Umschlag auf der Innenseite des festen Einbandes. Darin beantwortet er auch die häufig gestellte Frage nach der unleserlichen Schrift auf seinen Bildern. Freunde und Bekannte schildern ihre Erlebnisse mit dem Künstler und seiner Arbeit, Zitate rund um die Kunst und eigene Betrachtungen dazu runden den textlichen Inhalt ab. Natürlich kommen auch Kunsthistoriker zu Wort − noch dazu gleich zwei − aber nicht so sehr als fachliche Beurteiler, vielmehr als langjährige Weggefährten, die neben dem beruflichen Kontakt auch eine private Verbundenheit gefunden haben.

Das Bildmaterial zeigt nicht nur Edmond Dembinskis zweidimensionale Arbeiten, sondern Plastiken und Skulpturen, sowie Ausschnitte aus unterschiedlichen Performance−Präsentationen und dokumentiert damit die gesamte Bandbreite seiner künstlerischen Ausdrucksweise.

Edmond Dembinski freute sich über die gelungene Umsetzung seines Buches, er war sich aber durchaus der hohen Herstellungskosten − Resultat hochwertiger Materialien und geringer Auflage − bewusst, weshalb er die Preisgestaltung mit 10 Buchgrafiken (9 Einzelblätter und 1 Blatt mit allen 9 Grafiken) subventionierte.

"Kleiner Abflug"
"Der Aufstieg"
"Auf dem Vulkan"
"Aussichtspunkt"
"Prinzip Hoffnung"
"Kleiner Feuerzauber"
"Im Sturm"
"Blick nach oben"
"In der Wellen Tiefe"
sind die Titel farbenfroher Kompositionen, versehen mit seiner schon als 'Markenzeichen' geltenden Schrift, akzentuiert mit schwungvollen Kreidelinien und teilweise inhaltlich ausgestaltet mit Tauben, Strichmännchen und Kugel. Die Grafiken strahlen eine Leichtigkeit aus, welche die dahinter stehende Arbeit kaum erahnen lassen.

Ursel Regele




...auf der Frankfurter Messe mit Alan Graham



Manchen Künstlern ist es vergönnt, noch zu Lebzeiten eine Retrospektive ihres Schaffens zu erleben. Sie können durch die Ansammlung ihrer Bilder gehen, ihre eigenen Phasen und Erlebnisse mit den Bildern verknüpfen, Ihre Vergangenheit im Zeitraffer noch einmal an sich vorbeiziehen lassen. Wir wissen, dass Edmond sich eine solche Ausstellung gewünscht hat.

Es ist schwierig über die Bilder eines nahestehenden Menschen zu sprechen. Kunsthistorisch korrekt müsste man ihn einordnen, seine Vorbilder aufspüren, eine stilistische Richtung erkennbar machen, alles in Schublädchen ordnen und etikettieren. Bei noch lebenden Künstlern und bei Verkaufsausstellungen ist es üblich, ein Loblied anzustimmen, damit der bereits vorhandene oder zukünftige Kunde, der in der Regel über den "Wert" eines Bildes unsicher ist, sich bestätigt fühlt.

Kunstkritische Äußerungen sind zwar ohnehin nie objektiv.

Edmonds Bilder kenne ich nun schon so lange, begegne ihnen täglich in meinem Haus, dass ich nicht mehr so genau weiß, leben diese Bilder durch ihre eigene Qualität oder durch daran geknüpfte Erinnerungen oder durch ein Gemisch aus beidem? Gehe ich durch die verschiedenen Räume und auch die verschiedenen Zeiträume, so stelle ich fest: Es gibt keine "Masche", nach der sie gestrickt sind.

Da ist eines der Ältesten, das wir haben: Ein riesiges Aquarell, aus sechs handgeschöpften dicken DIN A0 Bögen zusammengesetzt. Ein pflügender Bauer mit einem schweren belgischen Pferd von einer großen Eule im Vordergrund − dem Tier der Weisheit − beobachtet. Sie Szene schwebt in farbigen, zum Teil düsteren Wolken und über alles ist eine wunderschöne, etwas altmodisch wirkende, sehr elegante aber völlig unlesbare Schrift gelegt. Als mein Mann dieses Bild gegen etwas Nützliches tauschte, war Gegenständliches in der Kunstwelt gerade absolut verpönt. Auch ich hatte meine Schwierigkeiten mit dem Thema. Inzwischen habe ich es besser begriffen. Keine pathetische Blut−und−Boden Ideologie steckte darin, dazu war es auch zu sehr durch die Schrift, die es zu einem überdimensionalen träumerischen Brief machte, verfremdet. Es war einfach, um es mit dem etwas abgedroschenen Begriff zu belegen, ein authentischer Ausdruck seines Lebens. Er und seine Familie lebten gerade als Neo−Rureaus mit unglaublich wenig Geld ein Leben als malende Bauern und Selbstversorger in einer fast perfekten Harmonie von Arbeit, Ästhetik und dem Genuss einer schönen Landschaft, vieler Freunde und zwangsweise luxuriöser Biokost.

Aus etwa der gleichen Zeit stammte das von Edmond als Küchenbild bezeichnete Aquarell, das natürlich in unserer Küche hängt. Was hat der gemalte Pinseltopf neben dem großen Hummer in der Küche zu suchen? Auch hier das Materielle und die Zeichen und Werkzeuge seiner künstlerischen Umsetzung direkt beieinander. Die Verbindung von Kunst und Leben − in der kommunistischen Kunstideologie immer wieder bedeutungsschwer diskutiert − bei ihm so locker intuitiv und aus dem eigenen Leben gegriffen − miteinander verknüpft.

Die Fußabdrücke seiner Kinder, eingeklebte Briefumschläge, Fundstücke aus der Natur, die Telephonwählscheibe mit seiner Nummer − jedes Bild wird schon beim Malen sofort zur persönlichen Erinnerung, die selbst der fremde Betrachter empfindet − gerade weil sie so allgemeingültig − subjektiv ist.

Betrachten wir seine Bilder in chronologischer Reihenfolge, so lassen sich doch einige Veränderungen erkennen: Am Anfang nahm er noch Gegenstände mit ins Bild hinein, die ihm wichtig waren, Blei, Kupfer, Stoff, Federn, Buntstifte, Fundstücke von Schlangen, die sich gehäutet hatten, doch zunehmend werden seine Arbeiten zu reiner Malerei, die nun umgekehrt auf Gegenstände übergreift, auf Säulen, Wände, Autos. Die Gegenstände stehen in seinen älteren Bildern immer in einem seltsamen Kontrast zu abstrakten Hintergründen, in denen sich sein souveräner Umgang mit großflächigen Aquarells anbahnt. Vor diesen abstrakten Hintergründen führen sie ein Eigenleben. Sie trennen sich von der reinen Farbfläche und erreichen eine starke Plastizität, wie der Ballon, der uns vom Bild abgelöst entgegenzuschweben scheint. In seinen späteren Bildern verbannt er zunehmend den dreidimensionalen Gegenstand und lässt ihn nur noch als Skizze oder wirklich dreidimensionale Skulptur gelten.

Nun werden die Gegenstände malerische Flächen und doch existieren sie noch − wie in dem Bild "Prinzip Hoffnung", das er kurz nach dem 11. September 2001 gemalt hat. Die Leerformen der beiden zerstörten Türme existieren weiter als Schrift, als abstrakte emotionale, geschriebene Erinnerung im Gedächtnis unserer Kultur.

Die traurigen Erlebnisse erspart er dem Publikum − scheinbar und unaufdringlich. Man spürt sie in einigen wild bewegten Bildern, in denen düstere und flammende Farben vorherrschen.

Bei all den Veränderungen, die seine Malweise im Laufe der Zeit durchgemacht hat, gibt es einiges, was sich nie geändert hat: Sein Bekenntnis zur Farbe, seine Farbphantasie. Er verfiel keiner Weiß − oder Schwarz − Mode, die so gut in elegante Wohnungen passt. Die im besten Sinne des Wortes handwerkliche Perfektion, die völlig beherrschte Lockerheit des Pinsel- oder Zeichenstrichs verkrampfte und stereotypisierte sich auch in schweren Zeiten nicht. Zudem hat er die Techniken gefunden, die ihm auf den Leib geschrieben zu sein scheinen: Eine raffinierte Kombination aus grafischen Techniken, aus Aquarell und Kreide erlauben ihm, die Unmittelbarkeit und Lebendigkeit seiner Malweise selbst bei Serien zur Geltung kommen zu lassen, wogegen ich mir ein schweres Ölbild nur schwer von ihm vorstellen könnte.

Seine Bilder, mit denen wir nun schon sehr lange leben, haben einen seltsamen Effekt: Bei nur ganz wenigen habe ich das Gefühl, sie überlebt zu haben. Doch die meisten sind mir umso lieber geworden, je länger ich mit ihnen zusammen bin.

Dr. U. Matten





Tryptichon: "Aperitif""Vom Genießen""Dessert"

Kochen und Essen war für Edmond Dembinski stets ein Genuss. Er liebte gutes Essen und konnte hervorragend kochen. Ein Umstand, den seine vielen Freunde schätzten, indem sie die Einladung 'bei ihm zuhause vorbeizuschauen' gerne annahmen. Wie überzeugend seine Kochkünste waren, macht vielleicht folgende Geschichte deutlich: Während der Ausbildung in der Hotelfachschule wollten die Schüler einem strengen Hausmeister einen Streich spielen. Sie setzten ihm ein schön dekoriertes 'Schnitzel' vor, in dem sich allerdings ein alter Putzlappen verbarg. Der Hausmeister wunderte sich zwar über die Freundlichkeit der Schüler, bemerkte den 'Betrug' jedoch nicht. Er aß alles auf und bedankte sich höflich.

Edmond Dembinski brauchte keine Rezepte, er konnte wunderbar improvisieren − eine Fähigkeit, die das begrenzte Angebot in Eychenat bestimmt gefördert hat − aus wenigen Zutaten zauberte er ein opulentes Mahl.

Das Atelierfest im September erhielt jährlich Zulauf, nicht allein aus Neugier auf die neuen Bilder, sondern sicherlich auch wegen der guten Küche. Edmond Dembinski hielt wenig von Häppchen, Schokolädchen und Co, die den Appetit eher steigerten als befriedigten. Bei ihm gab es deftigen Eintopf, feine Grilladen mit Salat − jedenfalls komplette Mahlzeiten. Und der Nachtisch durfte auch nicht fehlen: Kuchen, Obst, Käseplatte ...

Kein Wunder, dass sich Kochkunst und Malkunst auf dem Papier vereinigten. Sein "Lobster" − oft als Küchenbild bezeichnet − ist eine schönes Beispiel für diese Verbindung und erklärt vielleicht die Malutensilien neben dem Krustentier.

Eine Sektflöte mit prickelndem Inhalt als "Aperitif", eine hübsche Dekoration mit Blüten stimmt ein auf ein köstliches Mahl.

Ein dicker Schinken kündigt den Hauptgang an, der sich in einer bauchigen Suppenterrine verbirgt. "Vom Genießen" hat Edmond Dembinski als Bildunterschrift gewählt und sicher bedauert, dass er den verlockenden Geruch nicht malen kann. Doch der optische Eindruck reicht aus, damit mir das Wasser im Mund zusammen läuft.

Angenehm gesättigt, wird bei guten Gesprächen das "Dessert" gereicht: Ein großes Stück Kuchen und später ein Glas Wein. Daneben steht noch die Flasche zum Nachschenken, falls sich der Abend ausdehnt.

Für Edmond Dembinski war ein gutes Essen immer mehr als schlichte Nahrungsaufnahme. Er verband damit Lebensart − Kommunikation − angenehme Umgebung; was das Essen betraf, war er ganz Franzose, allerdings mit österreichischer Bodenständigkeit und Gemütlichkeit. Was mich persönlich faszinierte, war die liebevolle Hingabe, mit der er sich der Zubereitung widmete: Die Tomatenschalen waren zu Rosen geformt, der Apfel im Fächermuster getrennt, jeder Soßenklecks mit Basilikumblättern garniert... So wie er seine Bilder komponierte, fügte er die Zutaten zu einem schmackhaften Ganzen, das auch optisch ein Genuss war.

Ursel Regele



Wie ich zum "Grün" kam

Rolf, ein guter Freund, interessierte sich für ein Bild von mir, war aber zu diesem Zeitpunkti in einem finanziellen Engpass. Also überlegten wir, ob es eine Tauschmöglichkeit gibt, bei seinem Beruf, nämlich Immobilienmakler, ein hilfloses Unterfangen.

Schließlich kam ihm die Idee, mir sein Golfset anzubieten und ich war einverstanden.

So stand dann dieses Golfset bei mir im Atelier rum, fast wie ein Objekt, oft im Weg...

Irgendwann sollte ich für eine Golfzeitung ein Titelbild malen und wieder lag das Thema Golf, sprich Golfset, auf dem Tisch. Langsam keimte das Interesse am Golfspiel. Der Zufall wollte es, dass ich mit dem ansässigen Golfclub meinen Jahresbeitrag gegen Bilder tauschen konnte. So kam ich mit meinem Golfset auf den Platz und lernte, erst mühsam die Regeln zu beherschen und den Ball zu treffen, später den Sport zu lieben.

Am frühen Morgen, fast alleine Golf spielen, in diesem besonderen Licht, in dieser schönen konzentrierten Ruhe (man muß sich halt die belebten Wochenenden, das exaltierte Clubleben mit dem Statusgeplänkel einfach nicht antun), das hat mir die Farbe "Grün" nähergebracht und es entstanden nicht nur die ersten Golfbilder, die nur diese besondere Stimmung wiedergaben, sondern überhaupt Bilder in "Grün".

Edmond Dembinski




...auf der Frankfurter Messe mit Karla Flore



Wiederholte Verdichtung

Ein hand−aquarellierter Hintergrund macht diese Lithografie zu einem Semi-Original, da kein Blatt der Auflage mit einem anderen identisch ist. Der Hintergrund verändert den Farbeindruck des Blattes und bietet daher eine schöne Möglichkeit, mit dem Motiv zu spielen, indem die Farben in Interaktion treten.

Zusätzlich setzt Edmond Dembinski Akzente mit dem Kreidestift und unterstreicht die Komposition mit seiner stilisierten Schrift. Mit dieser Mischtechnik gelangt er in mehreren Arbeitsschritten zu einem mehrschichtigen Aufbau.

Durch eine Druckprägung sind sechs Felder abgegrenzt, in denen sich die Kreuze tummeln. In der Mitte scheinen sie noch regelmäßig geordnet, in den oberen und unteren Feldern in Auflösung begriffen. Der Bildaufbau der veränderten Wiederholung (wie bei den wwf-Grafiken, den Herzen und Quadraten) mit der Betonung der Diagonalen ist auch bei dieser Grafik schön zu sehen. Edmond Dembinski nennt es "Wiederholte Verdichtung" und spielt mit dem Titel vielleicht auf das Knäuel Kreuze rechts unten an.

Das Kreuz − allerdings in aufrechter Form − bedeutet für ihn 'Polarität'. Ein Ende des Kreuzes ist immer der Gegenpol des gegenüberliegenden Endes. Vielleicht verbirgt sich dahinter die Fähigkeit, gegensätzliche Extrempositionen einzunehmen, während die Mitte − wo sich die beiden Positionen treffen − die versöhnliche Synthese darstellt. Frei nach dem Historischen Materialismus von These, Antithese und Synthese.

Wenn jedes Kreuz für einen Menschen steht, sorgt die Polarität, wie bei der Elektrizität und dem Magnetismus, für Abstoßung oder Anziehung. Weshalb es sich bei der Zusammenballung von Kreuzen (Verdichtung) rechts unten um Anziehungskräfte handeln muss. In dem verwendeten Bild aus der Physik sind es die Gegensätze (+ und − ), die sich anziehen. So wie Edmond Dembinski seine Kreuze gesetzt hat, überlagern sich diese und heben damit die Polarität auf. Die Synthese ist mit Unterstützung aller Beteiligten geglückt.

Ein Individuum kann selbstverständlich seine Mitte allein finden, aber es ist wesentlich schwerer sie auszubalancieren. Lob und Kritik sind die Steuerungsmechanismen der Erziehung und sie funktionieren nicht nur bei Kindern. Mit ihren Aussagen, Rückmeldungen und der Mimik zeigen uns die Mitmenschen wie wir bei ihnen ankommen. Wir nehmen die Signale auf, werten sie und ändern dann unser Verhalten, unsere Meinung, das heißt das Spektrum unserer Polarität. Eine multiple Regression, die sich tagtäglich vollzieht, bis wir dort ankommen, wo wir uns wohlfühlen. Auch diesen Annäherungsprozeß könnte Edmond Dembinski mit "Wiederholte Verdichtung" im Sinn gehabt haben.

Ursel Regele



Zeichen

Mit Zeichen hat sich Edmond Dembinski in der Zeit um 1989 beschäftigt, in der auch sein Buch "Zeichen" entstand.

Während seines Aufenthaltes in China, wohin er einen befreundeten Arzt begleitete, erlernte Edmond Dembinski die chinesischen Schriftzeichen. Immer wieder gerne erzählte er, wie ihn die Chinesen nach einiger Zeit gemeinsamen Arbeitens nach seinem Zeichen für den Namen fragten. Er musste zugeben, dass er keines hatte − schließlich ließ sich 'Dembinski' nicht einfach in einen völlig anderen Kulturkreis transponieren wie 'Flaschenträger', 'Hufschmied' oder 'Rose'. Also fertigten die Chinesen ihm und den Mitgliedern seiner Familie jeweils einen Stempel mit einem persönlichen Schriftzeichen, damit diese armen Menschen nicht mehr 'ohne Namen' durch die Welt gehen müssen. Edmond Dembinski hat diese Zeichen mehrfach in seinen Bildern verwendet (z.B. "Kleine Botschaft" ein Aquarell in grün und blau mit einem Stoffstreifen, auf dem chinesische Zeichen zu sehen sind, oder die Grafikserie "Traum", "Zeichen", "Liebe", welche die chinesischen Schriftzeichen für diese Begriffe zeigt).

Mir war nicht bewusst, wie viele Zeichen, Piktogramme, Chiffren, Gesten und Symbole unseren Alltag beherrschen: Mein Sohn stellt die Hände im rechten Winkel zueinander und wünscht eine Auszeit bei der Vokabelabfrage, seine Schwester möchte wissen, wie die Zeichen für 'männlich' und 'weiblich' zustande kamen.

Edmond Dembinski hat diese Zeichen in seinen Bildern aufgegriffen und bearbeitet: Schilder im Straßenverkehr dienten als Vorlage für "One Way" (wobei er nicht das Schild 'Einbahnstraße' malte, sondern das Schild 'Durchfahrt verboten', das gewöhnlich in der entgegengesetzten Richtung steht), und "Richtungen". Eigene Weiterentwicklungen und Wegbeschreibungen mögen zu dem dynamischen Bild "Wege − Road Book" geführt haben. Venus und Mars, weiblich und männlich, symbolisiert durch Spiegel und Pfeil, sind Ausgangspunkt für das Aquarell "Toi et Moi". Eine zentrale Säule bilden Dreieck, Kreis, Kreuz und Quadrat als Synonym für Wahrheit, Himmel, Polarität und Erde. Da die Französische Revolution 1989 ihren zweihundertsten Jahrestag feierte, greifen Edmond Dembinskis Grafiken zu diesem Thema auf geschichtliche Symbolik zurück: Der gallische Hahn, die bourbon’sche Lilie, der brennende Vertrag für die Aufhebung der Feudalrechte und anderer Privilegien, die Jakubinermütze, ein Kopf, durch die Guillotine von seinen Wurzeln getrennt, usw.

Auf der Lithografie "Zeichen" hat Edmond Dembinski diese sprachlichen Verkürzungen, Bildhinweise und Mitteilungen versammelt: Einiges darauf kommt mir bekannt vor, doch andere Zeichen lassen ihre Herkunft nur erahnen, ihre Bedeutung erschließt sich nicht unmittelbar. Sie erinnern an Runen und Höhlenzeichnungen, auch kindliche Strichmännchen sind dabei. Die 'Kopffüßler' sind mir aus den Grafiken "Children for a better world" und "Kids to the future" bekannt. Das chinesische Schriftzeichen darunter sieht aus wie eine dreistöckige Pagode mit einem roten Mond dahinter und wird wahrscheinlich 'Zeichen' bedeuten.

Doch damit war seine 'Zeichen'−Periode nicht abgeschlossen, die Symbole finden weiterhin Verwendung und erfahren teilweise eine Weiterentwicklung, wie die Collage "Zeitzeichen" (ein Zeitungsabriß auf Aquarell) und das Aquarell "Zeittafel VI" (Dembinski−Schrift−Zeichen mit eingefügten Symbolen) von 1991 belegen. Ein großformatiges Acrylbild (2 x 4 m) "Zeichen setzen", greift das Thema im Jahr 2000 noch einmal auf und zeigt arabisch anmutende Schriftzeichen, jedoch in dieser Konzentration wie 1989 wird es nicht mehr bearbeitet.

Ursel Regele




...auch Füße taugen zum malen



1001 Gesichter

Außer dem maskenhaften Clown ("Tagtraum") und seinem Selbstbildnis, sind mir von Edmond Dembinski bis zum Jahr 2002 keine Portraits bekannt. Vermutlich war dieses Genre zu sehr von seiner Mutter, der akademischen Portraitmalerin, besetzt, mit der er sich nicht messen wollte. Im Jahr 2001 starb seine Mutter, die er sehr verehrte, an den Folgen eines Schlaganfalls. Ihren Tod verarbeitete Edmond Dembinski, indem er ihren Sarg bemalte, seine Art Gefühle auszudrücken.

Der Tod seiner Mutter hatte auch in künstlerischer Hinsicht vieles in Edmond Dembinski ausgelöst. Er begann Anfang 2002 Gesichter zu malen.

Während eines Telefonates im Frühjahr 2002 erzählte er mir von seinem Projekt, das ihn sehr forderte. Als Zahlenmensch stolperte ich sofort über den Titel und wollte wissen, ob er tatsächlich so viele Gesichter malen will, oder ob seine Gesichter vielleicht Geschichten erzählen wie Sheherazade? Doch er meinte nur geheimnisvoll "wart's ab".

Keiner, der den Künstler kannte, hätte realitätsgetreue Wiedergaben von Physiognomien erwartet, aber seine bisherige fröhliche, gefällige Malweise lenkte die Erwartungshaltung in eine entsprechende Richtung. Große Enttäuschung, vielleicht auch Verletztheit, erfasste Edmond Dembinski, als er auf der Frühjahrsmesse "Tendence" in Frankfurt erkennen musste, dass seine Gesichter nicht ankamen. Keiner interessierte sich für die 9 Einzelgrafiken oder das große Blatt mit den 9 Gesichtern. Selbstverständlich lenkten wir die Aufmerksamkeit der Kunden auf die neue Arbeit, doch die Galeristen lehnten schnell ab, beschäftigten sich nicht einmal mit der Darstellung. "Zu schwer", meinte ein Künstlerkollege und traf damit wohl ins Schwarze.

Er meinte damit nicht das freundliche Frauengesicht, und auch nicht das blaue Gesicht oder den schelmenhaften Clown, deren Bedeutung und Aussage sich noch relativ leicht erschließt. Doch was soll das rote Quadrat mit Augen und Mund sein? Eine Warnung vor Bluthochdruck oder die grässliche Fratze der Wut? Schon bei der Betrachtung löst es Aggressionen aus!

Gefühle der Angst beschleichen mich bei der aus zwei farbig kontrastierenden Profilen zusammengesetzten Frontansicht. Ein Janusgesicht, das gleichzeitig in die Vergangenheit und Zukunft schaut, trägt entgegengesetzte Profile. Hier schauen sich die Profile an und bilden eine Einheit, sie sind zwei Aspekte derselben Person, sie symbolisieren Leben und Tod. Das eine ergibt ohne das andere keinen Sinn, was bedeutet, dass dem Leben der Tod immanent ist. Eine Tatsache, die gerne tabuisiert, ausgeblendet wird, und die Edmond Dembinski in erschreckender Weise ins Bewusstsein zurückholt.

Nein, seine 1001 Gesichter sind kein liebliches Aquarell, das mir von der heimischen Wand zulächelt und gute Gefühle verbreitet. Im Gegenteil, all die negativen, bedrückenden Gedanken − temporär ins Abseits verbannt − kriechen hervor und verlangen Beachtung.

Hatte sich Edmond Dembinski zu dieser Zeit schon so weit mit dem Tod auseinandergesetzt, dass er für ihn keine Bedrohung mehr darstellte? Hatte er alles erreicht, alles erledigt, was er sich für sein Leben vorgenommen hatte? Nach meiner Überzeugung lassen sich diese Fragen klar mit 'Nein' beantworten. Er hatte noch so viele Ideen; bei der Feier zu seinem 50. Geburtstag, meinte er, gerade die Hälfte seiner Zeit hinter sich zu haben. Gerade weil er sich vor dem Tod fürchtete, hat er ihn in so erschreckender Weise dargestellt. Auch ein Wutausbruch, bei dem die Kontrolle völlig abhanden kommt, war ihm verhasst. Aber es gibt auch nette Gesichter, die er ebenfalls dargestellt hat, nur scheinen sie beim ersten Hinsehen völlig neben den Ausdrucksstarken zu verschwinden.

Edmond Dembinski zeigt mit seinen Grafiken die Vielfalt der Gesichter, der Charaktere, der Stimmungen von Menschen. Nur diesmal zeigt er sie deutlich und unverschlüsselt.

Ursel Regele



Der Stein der Weisen

Das querformatige Aquarell zeigt eine dreiseitige Pyramide in einer unwirklichen, von Farben bewegten, Landschaft.

Mit der Pyramide kommt die Assoziation zu den alten Ägyptern und deren Totenkult. Schon zu Lebzeiten ließen sich die Könige und Königinnen von Sklaven Mausoleen errichten, die der Nachwelt von ihrer Bedeutung berichten sollten. Heute gelten die Pyramiden von Gizeh als Weltwunder. Allerdings haben die alten Pyramiden vier Seiten auf einer quadratischen Basis.

Doch worin besteht der Bezug zum Titel? Einen Stein stelle ich mir eher klein und rund wie einen Kiesel vor. Aber es ist nicht irgendein Stein, sondern der "Stein der Weisen", also etwas Besonderes und Wertvolles − ein glitzernder und funkelnder Edelstein vielleicht? Nein, das Material scheint eher unscheinbar, die Form verleitet zu gedanklichen Spielereien: Wenn ich dem Stein einen Stoß versetze und ihn über das Bild rolle, erscheint er wegen der Identität seiner vier Flächen stets gleich. Grund− und Seitenflächen sind nicht determiniert, sie sind multifunktional. Aha, bedeutet diese Erkenntnis etwa, dass die Weisheit der Ägypter über mathematische Funktionen hinausging und bereits die biologischen Tatsachen omnipotenter Zellen kannte? Das scheint wohl etwas zu weit gegriffen, doch der Künstler kannte diese Zusammenhänge. Er verweist einerseits auf die bedeutende Historie, die durch ständig weiterführende Forschung niemals völlig abgeschlossen ist. Andererseits dürfen wir das Bild der Multifunktionalität und Omnipotenz gern auf uns Menschen und unseren Alltag übertragen. So wie eine Stammzelle die gesamte Information des Menschen in sich trägt, ist auch der fertige Mensch nicht für alle Zeit festgelegt. Er kann sich ändern − Basis oder Seite sein, vorne oder hinten stehen. Er kann Allianzen, dauerhaft oder temporär, eingehen und damit neue Gebilde schaffen. Aber das führt schon aus dem Bild heraus in meine eigene Vorstellungswelt ....

Ist Weisheit nicht auch die Fähigkeit, nicht nur das zu sehen, was ich unmittelbar vor mir habe, sondern auch die Möglichkeiten, die dahinter stecken und die sich erst über eine intensive gedankliche Beschäftigung erschließen ... ?

Erfahre ich nicht auch mehr über mich selbst, weil es meine Gedanken sind, die vor meinem geschichtlichen Hintergrund analysieren und in bestimmte Richtungen wandern ?

Der Künstler, Edmond Dembinski, hat mich wieder beim Wickel !

Ursel Regele


...mit Karla Flore auf den "Selbstgemalten"